Ex-Bundestrainer ist aufgeregt vor dem Debüt bei Fortuna
Nordkurier, 18.01.2020
Dago Leukefeld trainierte einst die Frauen-Nationalmannschaft. Jetzt betreut er die Neubrandenburgerinnen Damen.
Donnerstag, Stadthalle Neubrandenburg, Abschlusstraining der Handballerinnen vom SV Fortuna 50: Erst Videostudium des nächsten Gegners, dann die Arbeit mit dem Ball – das Heimspiel des Ostsee-Spree-Ligisten gegen die Reinickendorfer Füchse Berlin II (16.30 Uhr, Webasto-Arena) wird von Neu-Coach Dago Leukefeld akribisch vorbereitet. Der frühere Frauen-Bundestrainer hatte die Fortuna-Damen vor zwei Wochen übernommen, an diesem Samstag wird er das Team erstmals bei einem Punktspiel betreuen. „Ich bin voller Vorfreue und sogar etwas aufgeregt“, sagt der 56-Jährige.
Leukefeld ist mit Leib und Seele Frauentrainer. Schon mit 16 Jahren bekam er seinen ersten Job. „Letztlich war es Zufall. Mein Heimatverein in Sondershausen hat einen Coach gesucht und mir das zugetraut. Mit 23 habe ich UT Erfurt übernommen und war damit jüngster Erstliga-Trainer in der DDR. Nebenbei habe ich auch mal Männerteams betreut, aber mein Hauptaugenmerk liegt schon immer auf dem Damenhandball“, so Leukefeld, der später Juniorinnen- und Frauen-Bundestrainer wurde und DJK/MJC Trier 2003 zur deutschen Meisterschaft führte. „Frauen sind viel emotionaler als Männer, deshalb muss man sie feinfühliger ansprechen. Sie hinterfragen mehr, wollen Dinge verstehen und nicht nur ausführen. Das ist auch bei den jungen Neubrandenburgerinnen so. Sie sind sehr wissbegierig, lernwillig und talentiert.“
Leukefeld arbeitet schon mehrere Jahre mit Fortuna zusammen, trainiert das Perspektivteam und bildet Nachwuchstrainer aus. Fortuna sei für ihn eine Herzensangelegenheit. „Von solchen Bedingungen und dem Umfeld hier träumen viele höherklassige Vereine. Das ist einer der Gründe, warum es mittelfristig mindestens in die 3. Liga gehen muss“, schwärmt Leukefeld, der für sein Fortuna-Engagement bis Saisonende sein ganzes Leben auf den Kopf stellen musste. Eigentlich leitet er europaweit Handballcamps, hält Referate bei Schulungen, ist gefragter Experte.
Der Kontrahent aus Berlin hat einen Lauf derzeit
Viele Termine mussten verschoben werden – eine Entscheidung, die Neubrandenburger Talente wie die 18-jährige Hannah Reimer sehr freut. „Seine ruhige Art und Weise, die Erfahrung und das Fachwissen sind grandios. Man versucht, alles aufzunehmen, was er sagt, weil alles Hand und Fuß hat. Er ändert kleine Dinge, zum Beispiel am Bewegungsablauf, und das hat eine große Wirkung – mit ihm zu trainieren macht Riesenspaß.“
Nach zwei knappen Niederlagen in Folge stehen die Fortuna-Frauen auf Tabellenplatz acht. Der Aufsteiger hat ein ausgeglichenes Punktverhältnis, von 14 Spielen wurden sieben gewonnen. Das Hinspiel bei den Reinickendorfer Füchsen ging deutlich mit 20:35 verloren, auch deshalb sieht Leukefeld sein Team in der Außenseiterrolle: „Bei uns fallen drei Spielerinnen aus und die Füchse schwimmen gerade auf einer Euphoriewelle, haben zuletzt dreimal in Folge gewonnen. Dennoch ist für uns alles möglich. Wir wollen schnellen Handball spielen und das Publikum begeistern.“